Jean Monnet

Jean Monnet wird 1888 in Cognac als Kind einer Familie von Weinbrandhändlern geboren. Zwischen 1904 und 1914 unternimmt er im Auftrag der Firma J.-G. Monnet & Co. verschiedene Reisen in das Vereinigte Königreich, nach Kanada und in die Vereinigten Staaten.

Während des Ersten Weltkrieges beteiligt er sich am Aufbau eines Pools von Schiffen und Rohstoffvorräten, dank dem es 1917 gelingt, die Gefahr eines U-Boot-Krieges abzuwenden.

Im Jahr 1919 wird er zum stellvertretenden Generalsekretär des Völkerbundes gewählt. Er kehrt 1923 nach Cognac zurück, wo er die Cognac-Firma seines Vaters modernisiert. Von 1926 bis 1938 übernimmt er zahlreiche Mandate als Wirtschafts- und Finanzberater, insbesondere in China. 1929 lernt er seine Frau Silvia de Bondini kennen, heiratet 1934 in Moskau und wird Vater von zwei Töchtern.

Im Jahr 1938 führt ihn eine Missionsreise in die Vereinigten Staaten, um dort im Auftrag Frankreichs Kampfflugzeuge zu kaufen. Im Juni 1940 befindet sich Monnet in London, wo er einen wesentlichen Beitrag zur vorgeschlagenen Erklärung der Union zwischen dem Britischen Empire und dem Französischen Empire leistet. Zwischen 1940 und 1943 trägt er auch zum Victory Program von Präsident Roosevelt bei. 1943 gehört er, neben General Giraud und General de Gaulle, zu den Mitgliedern des französischen nationalen Befreiungskomitees in Algier.

1945 kehrt er nach Frankreich zurück und wird von De Gaulle zum ersten Plankommissär ernannt. Diese Funktion beinhaltet die Aufgabe, den Wiederaufbau und die Modernisierung Frankreichs zu koordinieren. Im Jahr 1950 entwirft er die Vorlage zur Erklärung Robert Schuman vom 9. Mai 1950, die den Prozess der europäischen Integration einleitet. Die Bundesrepublik Deutschland, Italien, Belgien, Luxemburg und die Niederlande unterzeichnen 1951 den Pariser Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). Im August 1952 nimmt die Hohe Behörde der EGKS Sitz in Luxemburg; Jean Monnet ist ihr erster Präsident. Der gemeinsame Markt für Kohle und Stahl wird am 30. April 1953 eröffnet.

1954 lehnt das französische Parlament die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) ab. Als Reaktion darauf tritt Monnet 1955 von der Hohen Behörde zurück und gründet das Aktionskomitee für die Vereinigten Staaten von Europa. 1957 werden die Römischen Verträge unterzeichnet.

1963 wird Monnet von Lyndon B. Johnson mit der Freiheitsmedaille des Präsidenten ausgezeichnet. Im Jahr 1975 zieht er sich in sein Haus in Houjarray zurück, um seine Memoiren zu verfassen, die 1976 veröffentlicht werden. Im selben Jahr wird ihm vom Europäischen Rat das Diplom eines Ehrenbürgers Europas verliehen.

Er stirbt im März 1979 im Alter von 90 Jahren und seine Asche wird 1988 in das Pariser Pantheon überführt.

Foto Copyright : 1965, Yousuf Karsh.